Brief des Regisseurs Carl-A. Fechner an die ENERGY AUTONOMY-Community


Newsletter vom 07.08.2009

Liebe Wegbegleiter von ENERGY AUTONOMY – The 4th Revolution,

gut ein Jahr ist es her, dass ich mich das letzte Mal persönlich auf diese Weise an Sie gewandt habe. In der Zwischenzeit mögen Sie Newsletter und Drehtagebücher darüber informiert haben, welche Fortschritte das große Kino-Dokumentarfilmprojekt gemacht hat.

Heute möchte ich Sie direkt darüber unterrichten, wo das Projekt steht, was geleistet wurde und wie es weiter geht.

Durch die vielseitige Unterstützung unserer Supporter und Sponsoren und mit dem Einstieg eines Investors aus der Erneuerbaren Energien Branche im Sommer letzten Jahres waren schlagartig die Türen offen, das seit 2006 entwickelte Projekt zu realisieren. Zwar gab es – und gibt es bis heute noch – eine Finanzierungslücke von 130.000,- Euro, aber wir wollten das Heft nicht mehr aus der Hand geben. Und das war auch richtig so.

Denn das Vorhaben war selbst für erfahrene Dokumentarfilmer ambitioniert: Mit einer neu entwickelten Kino-Kamera – mit einem typgleichen Modell war kurz zuvor Slumdog Millionaire in Indien abgedreht worden – startete die nur 6-köpfige Crew zu einer fünfmonatigen Drehreise, die sie unter anderem in die Sahel-Zone Malis, in die Regenwälder Brasiliens, in den Großstadt-Dschungel Shanghais und in die Reisdörfer Bangladeschs führte. Sie werden die Bilder von Menschen und Projekten, die den weltweiten Denkansatz von ENERGY AUTONOMY visualisieren, im Film genießen können.

Wir hatten am Ende des Drehs, der u.a. auch nach Los Angeles, San Francisco, Oslo, Berlin und Andasol führte, 120 Stunden Filmmaterial auf Festplatten gespeichert und konnten im Februar 2009 mit der vierwöchigen Sichtung und anschließend mit dem Schnitt beginnen.

Mittlerweile haben wir zwei aufschlussreiche Testscreenings in Berlin und Tuttlingen passiert, die ersten Teile der Filmmusik aus Kalifornien bekommen und den Film wie üblich im Rohschnitt diversen interessierten Kinoverleihern vorgeführt.

Die Verleiher sind die erste professionelle Herausforderung an jedes Filmprojekt, denn sie sind verantwortlich für das Herausbringen des Films. Ob ein Film im Cineplex läuft oder im Zebra-Kino: das hängt ganz zentral von der Größe und dem Engagement des Verleihers ab.

Wie Sie wissen, war unsere Absicht von Beginn an, den Film in populäre Kinos zu bringen und ihn damit auch gegen amerikanische Blockbuster antreten zu lassen. So musste sich das Werk schon früh bewähren.

Und es hat gewonnen: Unser Verleih-Partner ist Delphi Filmverleih aus Berlin. Delphi ist einer der größten nationalen Verleiher in Deutschland und hat sich für uns vor allem als Verleih der österreichischen Kino-Dokumentarfilme We feed the World und Let’s make Money einen Namen geschaffen. Delphi, dessen Chef, Claus Boje, auch einer der namhaften Spielfilmproduzenten Deutschlands ist, war von Anfang an unser Wunschpartner. Wir sind sehr froh über diese am 24.07.2009 besiegelte Zusammenarbeit.

Aus der großen Erfahrung mit den erwähnten Kino-Dokumentarfilmen schöpfend, hatte Delphi zwei große Wünsche an uns:

Zum einen braucht der Verleih ab Vertragsabschluss etwa 6-8 Monate bis zum Kinostart.

Zum zweiten will Delphi um die Uraufführung von ENERGY AUTONOMY – The 4th Revolution auf der Berlinale 2010 (11.02. – 21.02.2010) kämpfen.

Das heißt: Kinostart wird danach sein, also voraussichtlich Anfang März 2010. Als Fernsehdokumentarfilmer sind wir kürzere Zeiten gewohnt. Aber wir konnten die Sinnhaftigkeit eines solchen Vorgehens ausführlich mit den Kollegen in Berlin diskutieren und tragen diese Entscheidung jetzt vollständig mit. Und darum bitte ich auch Sie.

Was aber geschieht mit der Bundestagswahl 2009?
Dafür möchte ich Ihnen und den vielen Tausend an dem Thema Energieautonomie interessierten MitkämpferInnen kostenlos einen etwa 4-minütigen Trailer zu Verfügung stellen, der zum einen das Thema sehr eindringlich darstellen und zum anderen den Film mitreißend vorstellen wird. Dieser aufwändig gestaltete Trailer ist unsere Verbeugung gegenüber allen, die jetzt noch ein bisschen länger auf den Kinofilm warten müssen. Er ist dazu gedacht, Ihre Arbeit zu unterstützen. Sie können ihn ab sofort bei uns anfordern, er wird etwa ab dem 24.08.2009 verfügbar sein.

Und was ist mit der Kyoto-Nachfolgekonferenz in Kopenhagen?
Um das Thema Energieautonomie auch unsererseits in die Medien und in die Konferenz einzubringen, wünscht sich der Verleih eine einmalige Sondervorführung zeitgerecht vor Kopenhagen vor geladenen Gästen und den Medien. Eingeladen werden sollen vor allem die etwa 100 SprecherInnen der dezentralen Kampagnengruppen und weitere Multiplikatoren.

Denn wir möchten den Weg der Aktivierung vieler Menschen der ENERGY AUTONOMY – Community konsequent fortführen. So ist unser Plan:

Etwa ab Mitte September 2009 möchten wir mit Ihnen direkt in Kontakt treten und die Chancen für die Einrichtung lokaler Aktionsgruppen zu ENERGY AUTONOMY abwägen. Aufgabe dieser Aktionsgruppen wäre es, in etwa 100 Orten Deutschlands eine ganze Anzahl von Veranstaltungen in und um die örtlichen Kinovorführungen zu initiieren. Also z.B. die örtliche Premiere mit Bürgermeister, IHK-Präsident, einschlägiger lokaler Handwerkerschaft. Und Medienpartnerschaften mit der lokalen Presse und dem Lokalsender. Und den Tag der Photovoltaik. Und den Tag der Solarthermie, usw. Diverse Veranstaltungen, die alle mit der Vorführung des Filmes im örtlichen Kino in Verbindung stehen. Wie Energieautonomie auch: strikt dezentral, ideenreich, die lokalen Gegebenheiten wahrnehmend und für die breite Öffentlichkeit attraktiv aufbereitend.

Beziehen Sie Ihr Kino mit ein. Schließen Sie Partnerschaften. Nutzen Sie Netzwerke, die vielleicht länger inaktiv waren. So ist die Idee.

Und das Ziel? Wenn in 100 Orten je 5000 Menschen ins Kino gehen, hat Ihr Film 500.000 Zuschauer. Wenn wir mit 200 regionalen Partnern kooperieren können, wird der Film auf diese Weise 1 Million Zuschauer begeistern können. Das Kino als Ort politischen Handelns mit Power und mit Flair – und mit nachhaltiger Wirkung.

Bis wir diese Idee direkt mit Ihnen besprechen, wollen wir unsere Hausaufgaben machen: Die wohlbekannte Website www.energyautonomy.org relaunchen, Web 2.0-Aktivitäten starten, ein Multiplikatoren-Package für Sie vorbereiten, in dem wir Ihnen, je nachdem, ob Sie eine Firma oder eine NGO oder Privat-Person sind, differenzierte Vorschläge machen, alle Maßnahmen mit unserem Verleiher abstimmen, usw..

Seit 01. Juli 2009 arbeitet sich unser Kampagnen-Team in die Aufgabe ein. Carina Lugert, Maja Tittlbach und Marcus Greineder stehen Ihnen bereits jetzt für Anregungen zu Verfügung.

Um es nicht unerwähnt zu lassen: Uns ist klar, dass nicht jeder selbst eine örtliche Aktionsgruppe aufbauen kann, aber Sie kennen die örtlichen Verhältnisse und können ggf. einen Kontakt schaffen.

Soweit aus der Ideen- und Filmschmiede in dem kleinen Dorf Immendingen am Rande des Schwarzwaldes. Freuen Sie sich auf den Film, er hat in den Testscreenings bereits überwältigende Resonanz gefunden. Und wir feilen weiter daran. Es ist ein langer Weg.

Mit herzlichem Gruß,

Carl-A. Fechner
Regisseur und Produzent

PS: Ja, es gibt noch eine Finanzierungslücke, die uns Sorgen macht, aber ich wollte dieses Thema nicht mit diesem Grundlagenschreiben vermengen. Wenn Sie Vorschläge haben, wie wir die Finanzierung endgültig schließen können, werden Sie bei uns unsterblich werden.